Die Kapellen

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In Luzern erklingt eine Totenglocke

Einmal im Jahr, am 10. August um 10 Uhr, läutet die Glocke der Gedächtniskapelle beim Löwendenkmal. Sie ruft dann zur Messe für die 1792 gefallenen Schweizer und wünscht «Frieden den Unbeugsamen» («Invictis Pax»).

Gedenkkapelle für die Gefallenen

Die St.-Antonius-Kapelle stammt ursprünglich aus dem Jahr 1490. 1819 wurde sie vor dem ehemaligen Steinbruch neu gebaut und 1820 eingeweiht. 1821 führte eine Pappelallee vom heutigen Löwenplatz zur Denkmalanlage.

Der kreisrunde Zentralbau, dem ein offener Querraum mit zwei Pilastern vorangestellt ist, wurde vom Luzerner Architekten Louis Pfyffer von Wyher entworfen. Im engräumigen Innern mit wenigen Sitzplätzen wird der klassizistische Kleinaltar von farbigen Fahnen der Regimenter der Schweizergarde in französischen Diensten sowie von Wappentafeln jener Patrizierfamilien flankiert, die gefallene Söhne beklagen. Ausser für die jährliche Gedenkfeier bleibt die Tür der Kapelle geschlossen.

In Paris kein Hinweis auf die Schweizer

Im vornehmen Geschäftsquartier des 8. Arrondissements der französischen Hauptstadt liegt in einem Park weitgehend unbeachtet die Chapelle expiatoire (Sühnekapelle). An diesem Platz unweit des königlichen Schlosses in den Tuilerien befand sich der Friedhof de la Madeleine, wo 1826 ein Gedächtnisort für den hingerichteten König Louis XVI und seine Frau Marie-Antoinette errichtet wurde. Hier sollen 1792 die getöteten Schweizergardisten in ein Massengrab gebracht worden sein. Daran erinnert in Paris aber nichts.

Abb. 1: Altar mit Schweizergarde-Banner, Messe vom 10.8.2020

Abb. 1: Altar mit Schweizergarde-Banner, Messe vom 10.8.2020

Abb. 2: Jährliche Messe am 10. August in der St.-Antonius-Kapelle

Abb. 2: Jährliche Messe am 10. August in der St.-Antonius-Kapelle

Abb. 3: Offener Zugang zum Löwendenkmal (ohne Mauer) bis 1942, Druckgrafik um 1830

Abb. 3: Offener Zugang zum Löwendenkmal (ohne Mauer) bis 1942, Druckgrafik um 1830

Abb. 4: Kapelle im Grünen ausserhalb der Stadtmauern, vor der Versetzung zum ehemaligen Steinbruch, 1816

Abb. 4: Kapelle im Grünen ausserhalb der Stadtmauern, vor der Versetzung zum ehemaligen Steinbruch, 1816

Abb. 5: Chapelle expiatoire im 8. Arrondissement in Paris, 2021

Abb. 5: Chapelle expiatoire im 8. Arrondissement in Paris, 2021

Haldimann Esther, Ein Denkmal des Schreckens und der Sühne. Die Chapelle expiatoire in Paris von 1826: Gedenkstätte der Monarchen und Massengrab der Schweizergarde? In: Büro für Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen / Stadt Luzern (Hrsg.), In die Höhle des Löwen. 200 Jahre Löwendenkmal Luzern, Luzern 2021, S. 159–164.

Hermann Claudia, Kunst gewordene Trauerarbeit. Die Entstehung des Löwendenkmals als Gesamtprojekt, 1817–1821. In: Büro für Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen / Stadt Luzern (Hrsg.), In die Höhle des Löwen. 200 Jahre Löwendenkmal Luzern, Luzern 2021, S. 107–131.

Tornare Alain-Jacques, Chapelle expiatoire: Wie die Schweiz in Frankreich für Irritationen sorgt. In: Büro für Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen / Stadt Luzern (Hrsg.), In die Höhle des Löwen. 200 Jahre Löwendenkmal Luzern, Luzern 2021, S. 165–167.

Chapelle expiatoire in Paris:
http://www.chapelle-expiatoire-paris.fr

Abb. 1: Fotograf Nique Nager, 2020.

Abb. 2: Fotografin Giulia Schiess, 2020.

Abb. 3: ZHB Sondersammlung, LSa.17.1.5 (1), Vue du monument erigé à Lucerne à la memoire du 10 aout 1792, datiert 1830.

Abb. 4: ZHB Sondersammlung, LSc.5.1.6, Aquarell von Johann Jakob Sperli d.Ä., 1816.

Abb. 5: Fotografin Esther Haldimann, 2021.

Abkürzungen

ZHB Sondersammlung: Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung

Bildquellennachweis

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